Archiv für den Monat November 2006

Feilz cumple Che Pibe! Che Pibe wird 19 Jahe alt

Donnerstag, 30. November 2006

Heute, am 30.11.2006, wurde mein Projekt Che Pibe 19 Jahre alt.

Aus diesem Grund möchte ich ein Special anbieten: Ein kurzer Abriss der Geschicht von Che Pibe:

Anfang 1987: Vorbereitungen für einen Faschingsumzug in Fiorito wurden getroffen, der dann auch während des Faschings ausgeführt wurde.

30. November 1987: Che Pibe wurde inoffiziel gegründet.

28. Juni 1988: Che Pibe wurde offiziel vom Staat als soziale Organisation anerkannt.

1988: Zusammenarbeit mit der Regierung, die eine Unterstützung des Projektes zusagte.

1989: Che Pibe ist der Organisation Chicos del Pueblo (Kinder vom Volk) begetreten.

1990: Wurde der erste Bus für Che Pibe gekauft.

1991: Das casa de joven wird auf einen neu gekauften Terrain in der nähe des ursprünglichen Gebäudes (heute: casa de nino) gebaut. Dort werden nun zahlreiche Workshops angeboten.

1997: Die Bäckerei wurde gebaut, die unter anderem mit modernen Geräten ausgestattet ist.

1997: Che Pibe ist der Organisation CTA (central de los trabajadores argentinos) beigetreten.

1998: Auf dem casa de joven wird ein Aufbau realisiert.

1998: Che Pibe nimmt zum ersten Mal an einer nationalen Marcha (Marsch) teil. Sie marschierten von Rosario nach Buenos Aires und protestierten für die Rechte des Lebens.

1999: Che Pibe nahm an einer Marcha von La Plata nach Buenos Aires teil. Sie protestierten für eine bessere Bildung. Auch nahm Che Pibe an eine dreijährige Demonstration vor dem Kongress teil.

2000: Das heutige Hauptgebäude wird mit Hilfe der Unterstützung der europäischen Union gebaut.

2000: Che Pibe nahm an einer großen Marcha, von der CTA organisiert, teil. Diesmal ging es wieder von Rosario nach Buenos Aires

2001: Für die Rechte des Lebens wurde von Juy Juy nach Buenos Aires marschiert. Die Marcha dauerte 19 Tage.

2003: Der Aufbau des casa de joven wird mit Hilfe einer Österreicherin erweitert.

2005: Diego Maradona, der in Fiorito geboren ist, schenkt Che Pibe einen sehr modernen großen Bus.

2006: Die zwei Freiwilligen Julian W. und Patrick Wagner erreichen Che Pibe. Ein historischer Moment in der Geschichte von Che Pibe.

Diese Fakten wurden mündlich von mir in Erfahrung gebracht und ins Deutsche übersetzt.

Que sea Murga? Was bedeutet Murga?

Mittwoch, 29. November 2006

Die Arbeiterpartei CTA – central de los trabajadores argentinos (Zentrale der argentinischen Arbeiter) und die nationale Bewegung chicos del pueblo (Jungs vom Volk) werden aktiv von meinen Sozialprojekt Che Pibe unterstützt. Diese beiden Organisationen setzten sich aktiv für soziale Gerechtigkeit, vor allem für Kinder und Arbeiter, ein. Ihre Leitsprüche sind unter anderem „El hambre es un crime“ (Der Hunger ist ein Verbrechen,) und „Ni un pibe menos“ (Kein Kind weniger).

Und genau diese beiden Organisationen veranstalteten am letzten Dienstag eine Murga an einen zentralen Knotenpunkt in der Nähe von Che Pibe. Bei einer Murga wird Musik mit verschiedenen Trommeln gemacht und Kinder tanzen dazu einstudierte Tänze. Der Sinn einer Murga ist es auf die Veranstaltenten Organisationen, dessen Programm und vor allem auf die soziale Ungerechtigkeit, die es in Argentinien gibt, hinzuweisen.

Und genau an so eine Murga nahm Che Pibe teil. Und da ja Freiwillige universal Einsetzbar sind, war es meine Aufgabe, diese Aktion dokumentarisch festzuhalten. Die geschossenen Bilder möchte ich gerne mit meinen Lesern teilen.

Übrigens hat letzte Woche Che Pibe an eine Marcha (Marsch) teilgenommen. Hierbei vereinten sich viele verschiedene Organisationen zu einen vier Block langen Zug (ca. 500 Meter) um gegen die Soziale Ungerechtigkeit zu protestieren. Da ich aktiv mitprotestierte war es mir leider nicht möglich Fotos von diesem Spektakel zu machen.

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Zehn Gründe…

Freitag, 24. November 2006

…wieso meine Kids aus dem casa de Joven nicht zur Schule gehen konnten:

Sie hatten keine Lust.

Sie waren zu müde.

Ihre Schuhe waren kaputt.

Sie hatten keine Schuhe.

Sie mussten auf ihren kleinen Bruder aufpassen.

Sie mussten für ihre Mutter Gemüse kaufen.

Es regnete.

Es war zu heiß.

Die Brücke zum Capital war gesperrt.

Die Metro fuhr nicht (es wären vier Blocks zum Laufen).

Das sind Gründe, die ich nicht erfunden habe. Vielmehr war ich live dabei, als die Jugendlichen diese zu Alejandra, meiner Chefin, sagten.

Wenn die Kids nicht zur Schule gehen, bekommen sie kein Essen oder dürfen nicht an den Aktivitäten teilnehmen.

Weitere Impressionen aus Che Pibe

Freitag, 17. November 2006

Diesmal kann ich leider keine Fotos zeigen. Dennoch möchte ich einige Informationen teilen, welche die soziale Realität des Villa Fiorito näher bringen. Villa Fiorito ist sozusagen ein Ghetto, „wie es im Buche steht“: Kaputte Straßen, kleine marode Häuser, überall Müll, Unmengen an Straßenhunde, Kriminalität, Drogen, große Arbeitslosigkeit und die daraus folgende Armut.
Alkohol

Letzte Woche ist bei uns im Projekt ein Junge verschwunden, weswegen die örtliche Polizei ins Projekt kam und nach ihm suchte. Nachdem er das ganze Wochenende über verschwunden war, ist er am Dienstag wieder bei seiner Oma aufgetaucht. Er ist von seiner anderen Oma geflohen, da sie, wie sich später herausstellte, ein Problem mit Alkohol hat. Am kommenden Montag wird das Gericht entscheiden, wo der Jung in Zukunft wohnen wird.

Mir wurde erzählt, dass es oft in den Familien Problemen mit Alkohol und Gewalt gibt. Bis jetzt ist mir aber nur dieser eine Fall bekannt.

Sexualität

Jeden Dienstag gibt es im Projekt eine Gesprächsrunde für die Kids aus casa de joven mit einer Psychologin, bei der vor allem über das Thema Sexualität geredet wird. Hierbei kommen manchmal sehr gute Gespräche zustande. Manchmal aber eben auch nicht und die Kids machen nur Scheiße und können sich nicht konzentrieren.

Letzen Dienstag sprachen wir zum Beispiel über eine Sache, die ich nicht begreifen konnte. Ich bin mir aber sicher, dass ich da nicht der einzige bin: Denn die Tatsache, dass fast alle meiner Kids, die zwischen 15 und 18 Jahre alt sind, regelmäßig in die puteria (Puff) gehen und sich dort für 25 Peso (circa 7€) für eine halbe Stunde vergnügen, war für mich doch etwas überraschend.

In einen Gespräch mit der Psychologin stellt sich heraus, dass dieses Verhalten in Villas, wie Fiorito, ganz normal sei. Hier sparen die Jungs ihr Geld und gehen dann gemeinsam in die puteria um das erste Mal Sex zu haben. Und für einen Macho gehört sich das ja auch, oft Sex zu haben.

Cartoneros

Als Cartoneros werden die Leute bezeichnet, die im Capital (= Innenstadt von Buenos Aires) jede Nacht den Müll nach Papier, Glas und Dosen durchwühlen. Für Dosen bekommt man am meisten Geld. Ein Kilo Papier kann zum Beispiel für 0,70 Peso, was etwa 0,19 € entspricht, verkauft werden. Somit verdienen zwei Personen, die gemeinsam sammeln, pro Woche etwa 100 – 150 Peso (26 € – 40 €).

Um in das Capital zu kommen, fahren die Cartoneros mit Sonderzügen, falls es sie gibt. Da es in Fiorito aber keine Zuganbindung an das Capital gibt, fahren die cartoneros immer mit einem großen Lastwagen in die Stadt. Jeden Tag um fünf Uhr fährt beispielsweise immer ein großer Lastwagen an Che Pibe vorbei, der wie ein Taxi, die Cartoneros des Villas einsammelt. Eines Tages, als ich vom Projekt heimkam, sah ich diesen uralten Laster an der Straße vorbeifahren: Er war total groß, mit hohen Seitenwänden und einen großen Anhänger. Auf dem Laster waren circa dreißig Cartoneros und jede Menge kleine Wagen, auf denen sie die „Kostbarkeiten“ aufladen. Die Leute standen weit über der Straße, an den Seitenwänden des LKW und blickten mir ernster Miene in die Ferne.

Für mich war es ein Schock, dass auch einige meiner Kids auf diesen Laster waren: Im Projekt sind die Kids so fröhlich, lachen, malen und spielen Fußball. Deswegen konnte ich es mir nicht vorstellen, dass sie im Müll wühlen müssen, um sich ernähren zu können.

Meine Naivität wurde eines bessern belehrt.

Impressionen aus Che Pibe und La Vieja del Anden

Samstag, 11. November 2006

In den Projekten läuft soweit alles gut: Der Eingewöhnungsphase ist beendet, der Einstige verlief reibungslos, die Betreuer und die Kinder haben mich sehr gut aufgenommen. Aufgrund der Tatsache, dass mich meine Kids als Kumpel ansehen, ist es im Moment manchmal schwierig als Autoritätsperson aufzutreten.

Ich habe bereites meinen ersten Workshop gestartet: Ich zeichne die Porträts der Kids mit ihnen zusammen und will danach eine Wand mit allen Fotos und Zeichnungen machen. Deswegen habe ich schwarz – weiß Fotos von ihnen gemacht, die ich hier mit allen teilen möchte.

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Des Weiteren gibt es auch noch einige Fotos direkt aus dem Projekt, die einen kleinen Eindruck vermitteln sollen. Darüber möchte ich aber noch ein Anderes mal einen genaueren Bericht schreiben.

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Ansonsten wurde ich ziemlich von der Bildung der Schüler geschockt: Achtzehn Jährige Jungs, die beim Lesen jeden Punkte und jedes Komma überlesen, nach jedem Wort stocken und bei schwierigen Wörtern schon einmal eine ganze Weile brauchen, um herauszufinden, um welches Wort es ich handelt.

Deswegen möchte ich in Zukunft einen Lesekurs einrichten und mit den Kids jeden Tag ein Kapitel aus einen Buch lesen.

Heute habe ich zum Beispiel einem Mädchen die Polynomdivision erklärt. Die Polynomdivision ist ein nicht so leichtes Gebiet und setzt ein gewisses Grundwissen voraus. Dieses Grundwissen hatte das Mädchen aber nicht und somit fing ich mit ihr bei „Adam und Eva“ an. Sie weißt wirklich erhebliche Wissenslücken auf. Sie konnte zum Beispiel eine einfache Gleichung nicht nach einer Variabel auflösen oder einen Bruch kürzen. Des Weiteren ist mir aufgefallen, dass das Mädchen einfach Rechenschritte ausführte, ohne zu wissen, was sie überhaupt macht. Sie hatte es (auswendig) gelernt, aber nicht verstanden.

Ich ließ mir sagen, dass das Schulsystem von Menem, der ehemalige Präsident, der das Land 2001 in die Wirtschaftskrise führte, ziemlich verschlechtert wurde. Jetzt ist es gerade in einem großen Umbruch, der dringend benötigt wird.

Zum Schluss noch ein Bild von der Vieja del Anden.

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Erster Erfahrungsbericht

Donnerstag, 02. November 2006

Ich habe die erste Rundmail mit meinen Erahrungsbericht herumgeschickt. Wer ihn noch nicht bekommen hat, kann ihn hier auf einsehen.

Wer meinen Erfarhungsbericht regelmaessig bekommen moechte, der kann mir eine kurze Email schreiben: patrick.wagner (at) wi-ev.de.

Es waere nett, wenn man den Erfahrungsbericht ausdrucken koennte und an Interesierte weitergibt.