Archiv für den Monat September 2006

Grosses Update

Freitag, 29. September 2006

Ich habe meiner Seite einer großen Aktualisierung unterzogen. Man findet nun unter anderem:

  • Bilder zu meinen Projekt „Viaja del Anden“ bei dem entsprechenden Artikel
  • Ein Bild des Stadion zum Bericht „Fußball in Buenos Aires“
  • Einen Bericht zum Churripan bei meiner Gastfamilie beim On Arrival Training
  • Einen Bericht eines Ganges durch Buenos Aires, ebenfalls beim On Arrival Trainig
  • Eine Beschreibung des Viertels, Villa de Mayo, in dem ich wohne
  • Viele Bilder zu der Zugfahrt vom Capital nach Villa de Mayo
  • Einen ausführlichen Bericht zu der Presselandschaft Buenos Aires

Leider habe ich es nicht früher geschafft, die Berichte online zu stellen.
Ich wünsche Ihnen viel Spass bei der Lektüre der Berichte.

Zeitungen in Buenos Aires.

Freitag, 29. September 2006

Da sich meine Spanischkenntnisse mittlerweile schon etwas verbessert haben und ich mich schon an die ersten Zeitungen herangewagt habe, möchte ich hier einen kleinen Überblick über die Presselandschaft in Buenos Aires geben.
Hierzu liste ich die wichtigsten Zeitungen auf und beschreibe diese kurz.
Larazon – die Staatliche
erscheint täglich und wird in den U-Bahnstationen und den Bahnhöfen umsonst verteilt. Straßenkinder sammeln die weggeschmissenen Zeitungen auf und verteilen diese abends in den Zügen. Dafür gibt man ihnen ein kleines Trinkgeld.
Es ist die einzige staatliche Zeitung in Buenos Aires und enthält somit keine Kritik über die Regierung. Die ersten Seiten werden meist mit Berichten über Kirchner und dessen Regierung gefüllt. Natürlich sind diese immer positiv.
Mein erster Eindruck von der Zeitung ist sehr gut ausgefallen. Es wurde zum Beispiel auch über Deutschland berichtet. Die politischen Artikel sind mit aber mit Vorsicht zu genießen.

Clarín – die Neutrale

ist die größte und beliebteste Zeitung in Buenos Aires. Sie erscheint täglich und enthält einen großen Veranstaltungskalender „Espectáculos“ für Kino, Konzerte, Festivals, Theater und vieles mehr. Sie enthält immer das aktuelle Fernsehprogramm.
Die Zeitung gehört zu einem großen Konzern, namens „fundacion noble“, der mehrer Zeitungen, Radiosender und Fernsehprogramme besitzt.
Die Zeitungen vermag es alle Klassen anzusprechen; vom Arbeiter bis zum Geschäftsmann.

Chrónica – die argentinische Bild
ist die zweitgrößte Zeitung, die mehrmals täglich erscheint und der deutschen „Bild“ entspricht. Auf der Titelseite sind meistens unverhüllte Frauen zu sehen und die Artikel sind sehr sensationslüsternd.
Die Zeitung wird eher von der „unteren Klasse“ gelesen, also von einfachen Arbeitern.

Info BAE – die Wirtschaftliche
ist die Zeitung für die obere Klasse. In ihr findet man einen großen Wirtschaftsteil und am Donnerstag gibt es immer die Beilage „Via Libre“, die das aktuelle Kulturprogramm enthält.

La Nacion – die Rechte
ist sozusagen die täglich erscheinende Zeitschrift, der rechten Anhänger des Ex-Präsidenten Menem, der von 1989 bis 1999 regierte und somit eher konservativ. Sie ist nicht stark verbreitet und wird nur von der höheren Klasse gelesen.

Pagina 12 – die Linke
ist das Gegenstück zur Infobae. Sie ist eher links eingestellt und sehr kommunistisch, bzw. sozialistisch. In Buenos Aires erfreut sich diese großer Beliebtheit und erscheint ebenfalls täglich. Sie gehoert zu „fundacion noble“.

Deportivo Olé – die Sportliche
gehoert auch zur „fundacion noble“ und ist eine reine Sportzeitschrift, die ebenfalls jeden Tag erscheint. Eine Ausgabe in der Woche widmet sich nur Fangesaengen.

Argentinisches Blatt – die Deutsche
erscheint jeden Samstag und stellt die einzige deutsche Zeitung in Buenos Aires da. Sie enthält vor allem Nachrichten aus Deutschland. Die Auflage ist sehr klein, weswegen das Blatt von Werbung überschwemmt wird. Sie enthält ebenfalls einen Theater- und Kinospielplan.

Wer sich deutsche Bücher oder Zeitschriften ausleihen will, sollte das Goethe Institut aufsuchen, welches eine große Bücherei besitzt. Allerdings muss man einen festen Wohnsitz vorweisen, um sich dort anmelden zu können.
Wer deutsche Zeitschriften kaufen will, wird in den zwei Fußgängerzonen Florida oder Corrientes fündig. Allerdings sind die Ausgaben immer etwas veraltet.

Eine Zugfahrt

Freitag, 29. September 2006

Um die krassen Gegensätze Buenos Aires darzustellen, bedarf es nur einer Zugfahrt zu meinem neuen Heimatsviertel Villa de Mayo. Die Bilder sind chronologisch aufgelistet und zeigen die Hochhäusern des Capital, die großen Mietswohnungen, die an das Capital angrenzen, die Elendsviertel, sowie weite Grünlandschaften.

Die ganze Zugfahrt dauert etwa eine Stunde und war das erste Mal total beeindruckend für mich. Aber nun ist sie schon Alltag geworden und vergeht wie im Fluge.

In Buenos Aires gewöhnt man sich sehr schnell an lange Wege.

Um die Bilder in Vollbild zu sehen, muessen Sie, wie immer, daraufklicken

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Villa de Mayo, mein neues Zuhause

Freitag, 29. September 2006

Für den nächsten Monat heißt mein neues Zuhause: Villa de Mayo (Vischa de Mascho ausgesprochen). Dies ist eines von vielen Vierteln, die es rund um Buenos Aires gibt.

Sie schauen alle gleich aus: Die Straßen sind schnurgerade und in ein Gittersystem unterteilt. Ein Block ist ungefähr hundert Meter lang. Die Straßen sind meist in einen sehr schlechten Zustand, bzw. sie sind erst gar nicht geteert.

Das Bild ist von kleinen, meist einstöckigen Häusern geprägt. An den Wänden findet man viele politische Schriftzüge und es laufen unmengen von Straßenhunde herum. Der nächste quiosco, eine Art „Tante Emma Lade“, ist nie weiter als 3 Blocks entfernt. Außerdem gibt es fast immer eine Bäckerei, Fleischerei, Gemüse- und Obstladen in der Nähe.

Das Viertel wird meist durch eine nahe liegende Zugstation und durch eine Hauptstraße erschlossen und ist durch diese direkt an das Capital angebunden. Nachts ist es hier sehr gefährlich und sogar viele Einheimische trauen sich zu später Stunde nicht mehr auf die Straße.

Da Bilder mehr als Wort sagen, habe ich ein paar Bilder angefertigt:

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Der Ausblick von meinem neuen Zuhause und die Frontansicht meines neuen Hauses.

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Alle Bilder sind in der Naehe meines Hauses entstanden.

On Arrival Training: Gang durch Buenos Aires

Freitag, 29. September 2006

Beim On Arrival Training haben wir auch einen Stadtrundgang durch Buenos Aires gemacht, der von den ehemaligen Freiwilligen Jan geführt wurde. Am 11. September trafen wir uns am Nordbahnhof Retiro, um von dort zu unserer Erkundungstour aufzubrechen.

Obwohl wir den ganzen Nachmittag unterwegs waren, haben wir nur einen kleinen Bruchteil von Buenos Aires gesehen. Anhand einiger Fotos möchte ich unseren Weg darstellen:

Der Treffpunkt war der Nordbahnhof Retiro. Die zwei Mitfreiwilligen Jan-Paul und Jens kamen aus den nördlichen Viertel Florida. Julian und ich kamen aus Villa de Mayo und Jan aus dem Süden: Lomas de Zamora. Zu sehen ist der Torre de los ingleses, der von einer Grünfläche umgeben ist. Von dort aus sind wir zum Wahrzeichen Buenos Aires’ gelaufen, zum Obelisken.

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Um den Obelisken herum verläuft die breiteste Straße der Welt, die Avenida 9 de Julio. Hier schwanken die Angaben zwischen einer Breite von 107 und 125m. Es war ein überwältigendes Gefühl, in dieser riesigen Häuserschlucht zu stehen. Man hat es zwar schon tausendmal auf Fotos gesehen, trotzdem ist es etwas vollkommen anderes, wenn man erst einmal selbst dort steht.

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Anschließend besuchten wir die Plaza de Mayo und die nebenanliegende Casa Rosada, den Präsidentenpalast von Nestor Kirchner. Der Platz vor dem Palast ist Namensgeber für die “Madres de la Plaza de Mayo”. Dies ist eine Gruppe argentinischer Frauen, die inzwischen zu einer Organisation herangewachsenen ist und deren Kinder während der Militärdiktatur der 1970er Jahre „verschwunden“ sind. Bis vor wenigen Jahren traffen sie sich dort jeden Donnerstag, um für eine halbe Stunde stumm um die Plaza zu gehen. Auf diese Weise protestierten sie gegen das Unrecht, das ihre Familien auseinanderriss. Sie forderten gleichzeitig eine Aufklärung der grauenhaften Taten der Militärregierung und die Bestrafung der Schuldigen. Seitdem den Angehoerigen der Opfern eine Entschädigung vom argentinischen Staat zugesprochen wurde, hörten auch langsam die Märsche der Mütter auf.

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Weiter ging es zum Viertel La Boca, das Heimatviertel des legendären Fußballvereins Boca Juniors. Das Viertel ist außerdem berühmt für seine bunten Häuser und Wohnungen. La Boca gilt als Geburtsstätte des Tangos. Inzwischen war es schon ziemlich spät geworden, weshalb wir nach einer kurzen Pause am Hafen von La Boca den Bus wieder nach Hause nahmen.

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Churripan bei meiner Gastfamilie

Freitag, 29. September 2006

Am Samstag, 9. September, wurden alle Freiwilligen zu unserer Gastfamilie, die in Villa de Mayo wohnt, eingeladen. Insgesamt waren alle acht neuen Freiwilligen, die zwei alten Freiwillige, meine Gastfamilie, viele Verwandte und Freund meiner Gastfamilie anwesend. Somit kamen sehr viele Leute zusammen, womit ein interessanter Tag garantiert war.

Zu Essen selbst, gab es Churripan und mehrere Salate. Churripan heisst „Wurst und Brot“ und ist in der Tat eine große Wurst, die gegrillt wird, und danach mit Brot gegesen wird.

Am Abend wurde dann zu Cumbia Musik der gleichnamige Tanz getanzt, der uns natürlich beigebracht wurde. Cumbia ist ein Paartanz, der ursprünglich aus Kolumbien stammt. Langsam neigte sich unser erster, schöner und interessanter Abend dem Ende zu.

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Argentinische Besonderheiten

Mittwoch, 20. September 2006

Ich bin jetzt schon eine ganze Zeit hier in Argentinien und möchte einige argentinische Besonderheiten, die mir bis jetzt aufgefallen sind, auflisten.

1.) Mate cocido: Dies ist ein Tee, der überall in Argentinien getrunken wird. Mate stammt von den Gauchos, die argentinischen Cowboys sind, und ursprünglich Mate aus Kürbissen getrunken haben. Diese Tradition wird bis heute fortgesetzt: Man füllt ein eisernes oder hölzernes, kleines, kürbisähnliches Gefäß (“calabaza” oder “guampa” gennant) bis oben mit Matetee und viel Zucker auf. Daraufhin gibt man heißes Wasser dazu und trinkt es sofort mit einem eisernen Strohhalm („Bombilla“ gennant) aus. Mate wird aus einem Gefäß reihum getrunken und jeweils von einer Person immer wieder neu zubereitet.
2.) Zucker: Soweit ich bis jetzt festgestellt habe, konsumieren die Argentinier sehr viel Zucker. Ungefähr immer die dreifache Menge, die ich aus Deutschland gewohnt bin. Beim Mate Tee kommt zum Beispiel immer ein gehäufter Löffel Zucker pro neue Zubereitung hinzu.
3.) Dulce de Leche: In Argentinien gibt es kein Nutella, sondern Dulce de Leche. Dies ist eine karamellartige Paste, die die Argentinier mit fast allem essen. Zum Beispiel sind Torten oder Gebäcke meistens mit Dulce de Leche.
4.) Asado: Jeder Argentinier, der etwas auf sich hält, besitzt einen Grill. In den ärmeren Familien sind diese meist halbierte Öltonnen. Asado ist das größte Teil von Rind, der Bauchteil, und wird als ganzes Stück gegrillt. Die kleine Version des Asado ist Choripan, was übersetzt so viel wie „Wurst und Brot“ heißt. In der Tat werden hierbei Würste gegrillt und mit Brot gegessen.
5.) Wasserversorgung: Buenos Aires ist in der Flussebene des breitesten Flusse der Welt, der Rio de la Plata, gebaut. Deswegen ist dort das Lad sehr flach und der Druck in den Wasserleitungen ist sehr gering. Somit besitzt jedes Haus ein Wasserreservoir auf den Dach und eine Pumpe, die das Wasser hinaufpumpt.
6.) Zug fahren: Wer mit einem örtlichen Zug in Buenos Aries fährt, wird einige Unterschiede feststellen: Die Türen des Zuges sind meist im Fahren geöffnet und falls der Zug überfüllt sein sollte, fahren die Leute auf den Trittbrettern des Zuges mit. Im Zug selbst, verkaufen viele Leute Süßigkeiten um sich ihr tägliches Brot zu verdienen. Vor allem junge Kinder betteln, indem sie Zettel, auf denen ein Hilferuf steht, verteilen. Allerdings ist dies mit Vorsicht zu genießen: Ich habe denselben Zettel, auf dem stand: “Ich bin Miguel und habe keine Familie und…“ von zwei verschiedenen Jungs bekommen. Wahrscheinlich steht eine Gruppe, die die Jungs zum Betteln schickt und am Ende das Geld einkassiert, dahinter. Ich glaube nämlich nicht, dass die Jungs alleine auf die Idee kommen, hundert Zettel zu kopieren, um dann damit im Zug betteln zu gehen. Deswegen gebe ich nie Geld – immer nur Essen.
7.) Remis: Remis sind private Taxiunternehmen, die kostengünstiger sind und nicht nach Kilometer bezahlt werden. Jedes Viertel hat seinen eigenen Remisstand. Die Remises (Autos) sind immer in einen katastrophalen Zustand. Nicht selten fehlen ganze Kotflügel oder Teile der Verkleidung. Gurte sucht man vergebens. Diese wären aber, aufgrund der aggressiven Fahrweise der Fahrer, dringend notwendig. Obwohl die Fahrer nachts nicht wissen was eine rote Ampel bedeutet, bin ich bis jetzt immer heil angekommen.
8.) Kleingeld: In ganz Buenos Aires gibt es kein Kleingeld, bzw. niemand wechselt dir einen Schein in Kleingeld. Das liegt daran, dass die 15000 Buse der über 600 Linien nur mit Kleingeld bezahlt werden können. Somit lautet die goldene Regel in Buenos Aires: Bezahle niemals mit Kleingeld – immer mit Scheinen. Wenn du kein Kleingeld hast, kannst du auch nicht Bus fahren.
9.) Wahlwebung: Wahlwerbung in Argentinien ist etwas anders als in Deutschland. Wenn man in Argentinien mit den Zug fährt, kann man sehr oft auf Wänden gemalte Graphities sehen. Diese beinhalten Wahlsprüche, wie: „Kirchner ist super“, „Wählt Kirchner“ oder „Kirchner hat das Land verbessert“. Aber auch in Vororten und sogar in der Innenstadt sieht man überall solche Graphities. Im Jahr 2007 sind nämlich Wahlen in Argentinien.
10.) Begrüßung: Die Argentinier geben sich bei der Begrüßung immer einen Kuss auf die rechte Wange. Ältere Personen, wie Omas, bekommen zwei Küsse: Einen rechts und einen links
11.) Berühmte Personnen: Die drei Personen, die man in Argentinien kennen muss, sind: Diego Maradonna, Evita Duarte de Perón, die Frau des Präsidenten Perón und Carlos Gardel, der Tango Musik machte.

Fußball in Buenos Aires

Mittwoch, 20. September 2006

Um den Fußball in Buenos Aires besser verstehen zu können, muss man ein paar Fakten wissen. Deswegen gebe ich diese kurz wieder:

1.) Fußball ist hier kein Sport, sondern eine Leidenschaft, Fanatismus und Religion. Viele Fans habe das Wappen ihres Clubs ein tätowiert und ein Fan einer anderen Mannschaft, ist gleichzeitig ein Feind. Beim Thema Fußball verstehen die meisten Fans keinen Spaß
2.) Die krassesten Fans werden „Ultras“ genannt.
3.) Sehr viele Leute interessieren sich in Buenos Aires für Fußball, vor allem aber die Jugendlichen in unseren Sozialprojekten. Diese können in Fußballern Idole und Vorbilder finden.
4.) In der argentinischen „Bundesliga“ gibt es 20 Mannschaften und fast alle kommen aus Buenos Aires.
5.) Die zwei großen Clubs in Buenos Aires sind River Plate und Boca Juniors.

Am letzten Sonntag, der 17.09, sind wir zum Spiel von Independiente gegen Lorenzo gegangen. Da sich beide auf dem Platz zwei der Liga befanden, war das Spiel ein Derby. Die Farbe des Club Atletico Independiente (CAI) ist rot.

Als wir zum Stadion von Independiente liefen, wurden wir langsam von rot gekleideten Personen eingehüllt und am Ende war die komplette Straße von ihnen besetzt. Leider konnten wir keine Karten mehr erwerben, da alle ausverkauft waren und wir somit ratlos auf der Straße standen. Plötzlich kamen drei Frauen auf uns zu und meinten, dass sie uns für 20 Peso reinbringen könnten.
Also gingen wir mit ihnen mit. Jeder der drei Frauen hatte einen Behindertenausweis, mit dem sie jeweils eine Person mitnehmen konnten. Somit kamen alle sieben ins Stadion. Ob die Damen wirklich behindert sind, sei dahingestellt.
Jan, der hundertprozentiger Fußballfan ist, beschloss sogleich mit den Ultras einzulaufen. Diese stürmen kurz vor dem Spiel, meist synchron mit den Fußballspielern, ins Stadion und schwingen dabei ihre roten Fahnen. Als Problem sah ich nur das Tor, durch das sie einlaufen wollten: Es war geschlossen und davor standen circa 300 andere Fans. Aber diese Tatsache war den Fahnen schwingenden Ultras egal und alle stürmten zum circa fünf  Meter breiten Stadioneingang, welcher mehr oder weniger überrollt wurde. Und mitten drin war ich – mitten drin, statt nur dabei. Spätestens jetzt gab es kein zurück mehr und ein umdrehen war absolut unmöglich. Denn ich wurde von circa 600 Fahnen schwingenden Fans von hinten ins Stadion gedrückt.
Den ersten argentinischen Fußball Schock überstanden, beschloss Jan natürlich gleich mit auf die “Tribüne” der Ultras zu gehen. Also quetschten wir uns alle sieben auf die Stehtribüne auf der circa auf einen m² 50 Fans standen. Auf jeden Fall war es sehr eng.

Hier muss ich eine kurze Erklärung einfügen:
Die Fans in Argentinien trinken keinen Alkohol vor oder während dem Spiel und sind somit absolut nüchtern, was sie aber nicht vom Springen und Singen abhält. Ab und zu stieg mir aber der süßliche Geruch von Marihuana in die Nase, da die Argentinier bei Fußballspielen lieber Cannabis konsumieren, als Bier zu trinken.
Auf jeden Fall schreien die Fans in Argentinien nicht nur “Ole Ole” und “Vor und noch ein Tor”, wie in Deutschland.
Viel mehr haben sie ihre eigenen Fangesänge. Es gibt sogar eine Zeitung, die nur Fangesänge abdruckt. Im Stadion wird somit ununterbrochen gesungen und jeder kennt die Lieder auswendig. Bei dem CIA Spiel waren es mehr als zwanzig verschieden Lieder, die unaufhörlich gesungen wurden.
Vor der Tribüne steht immer ein „Einheizer“, der die Menge zum Tanzen und Springen auffordert. Mit der Zeit stimmt die ganze Tribüne mit ein und man merkt, wie der Gesang langsam von links oder rechts auf einen “zurollt”. Das ganze könnte fast als Männerchor durchgehen.

So, war es eben auch bei dem Spiel von CIA: Alle singen und springen. Manchmal endet das Springen damit, dass alle Personen, die auf der Tribüne stehen, um ein paar Stufen nach vorne gedrückt werden. Solange Personen vor dir stehe, die dich auffangen, ist das kein Problem. Aber sobald sich eine Lücke bildet, ist das sehr schmerzhaft.
Ich habe etwa 50% Prozent des Spieles gesehen, da abwechselnd die Sicht von Fahnen, springenden Fans, oder sonstigen Gegenständen versperrt wurde, oder ich um mein Leben kämpfen musste.
Am Ende wusste ich nicht, ob ich das Ganze gut finden sollte, oder nicht.
Das Spiel ging 1:0 für die Gegner aus, was mir ganz Recht war. Denn trotz der Niederlage, sahen es die Fans nicht ein, wieso sie ihre Mannschaft nicht feiern sollten und ich möchte nicht wissen, was los gewesen wäre, falls CIA gewonnen hätten.

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Nach dem Spiel sind wir zum Bahnhof gelaufen und haben mit vielen anderen roten Fans auf unseren Zug gewartet, der circa 20 Minuten zu spät kamen. In Argentinien gab es keine zwanzig Sonderzüge, wie in Deutschland. Somit wurde der Bahnhof regelrecht von den Fans, die zum Teil einfach über die Bahngleise liefen, überrannt.
Als dann endlich der Zug kam, wurde er von den roten Fans gestürmt und die Gruppendynamik setzte ein: Im übervollen Zug wurde gesungen, gehüpft, viel Krach gemacht und gegen alles geklopft und gehämmert, was in Reichweite war. Dazwischen drangen hilflose Schreie von Müttern, die versuchten ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. Zuerst wunderte ich mich, wieso der Zug nicht los fuhr, später erfuhr ich dann den Grund:
Anscheinend sind die CIA Fans auf eine Hand voll Boca Junior Fans gestoßen, die natürlich die roten Fans reizten. Das ganze endete mit einer großen Verfolgungsjagd der Boca Fans, durch die vielen CIA Fans. Deswegen wurde die Polizei alarmiert, worauf die roten Fans wieder in ihre „Burg“, die Zugstation, sowie auch in den Zug, flüchteten. Dieser wurde dann erst einmal von der Polizei gestürmt und die meisten Personen mussten aussteigen.
Durch das Fenster des Zuges konnte ich am Bahnhof die Polizisten erkennen: Alle hatten dicke Schutzwesten an und geladene Schrotflinte im Anschlag. Plötzlich fiel am Bahnhof ein Schuss. Ich weiß bis heute noch nicht, was genau passiert ist.
Ironischer weise wurde im Jahr 2002 auf derselben Station, Maxi und Dario, die auf einer friedlichen Demonstration waren, von der Polizei erschossen. Das war ein historisches Ereignis in Argentinien und die Leute versuchten danach die Stadion in Dario und Maxi umzubenennen, was aber scheiterte. Heute sind alle Bahnhofsschilder übermalt und überall kann man die zwei Namen lesen: Dario und Maxi.
Am Ende hat dann die Polizei auch unser Abteil gestürmt und es wurde laut geschrien. Alle sollten sich auf den Boden setzen und (fast) alle taten es auch. In vielen Gesichtern stand die Angst geschrieben. Jetzt weiß ich, wie ein Mensch aussieht, der unendliche Angst ausstehen muss. Neben mir waren zwei junge Frauen, die sich in ihre Sitze vergruben.
Am Ende war ich nur noch froh, dass der übervolle Zug los fuhr.

Mein Sozialprojekt am Samstag: La Viaja del Anden

Mittwoch, 20. September 2006
Am letzten Samstag, der 16.09, habe ich mein Sozialprojekt “La Viaja del Anden” besucht.
Das Projekt befindet sich direkt neben einen Bahnhof, der circa alle 15 Minuten befahren wird. Somit ist das Projekt sozusagen an, beziehungsweise auf den Gleisen.
Der Name “La Viaja del Anden” bedeute auf Deutsch „Die Alte der Gleise“. Früher gab es eine Frau an derselben Stelle, die Essen für die Straßenkinder ausgab. Dann verschwand sie allerdings und einige Studenten dachten sich, dass sie die Arbeit, der Alten an den Gleisen, fortführen sollten. Und somit ist die Alte im Name “La Viaja del Anden” verewigt.Wir sind pünktlich um 12 Uhr angekommen – aber es war natürlich noch keiner da. So langsam kamen dann die ersten Kids, die beschäftigt werden wollten. Jan, einer der ehemaligen Freiwilligen, hat nach einer kurzen Unterhaltung, vier Fäden herausgezogen und ein Bändchen geflochten. Die Kids waren schwer begeistert!
So langsam erreichten auch die Betreuer das Projekt und schlossen den Bus, der von der Europäischen Union und der Argentischen Regierung gestiftet wurden, auf und so wurde uns der Zugang zum Fußball ermöglicht.

Dann wurde erst einmal Fußball gespielt. Die Jungs sind echt so gut wie alle, bis auf wenige Ausnahmen, von Fußball begeistert und jeder steht zu seinem eigenen Verein. Als Tor dienten uns zwei Steine. Der Platz wurde von den Gleisen, einen kleinen Abwasserkanal und einen “Weg”, der zum Bahnhof führt, begrenzt. Der Untergrund war alles andere als eben und von Rasen ist erst gar nicht zu sprechen. Scherben und Steine kann man auch auf den Platz finden. Trotz allem war das Fußballspiel sehr lustig und die Jungs waren mit voller Begeisterung dabei. Einige von ihnen sind sehr gut und spielten mich mit Leichtigkeit aus.

Danach wurden Kekse und Milch ausgegeben. Kinder und Betreuer saßen zusammen auf den Gleisen und redeten über alltägliche Dinge. Dabei war es für mich sehr schwer die Kinder zu verstehen, da sie sehr schnell und undeutlich sprechen.

Nach dem Essen, wurde noch einmal Fußball gespielt. Aber diesmal auf einen Platz, der circa 300 Meter vom Projekt entfernt liegt, und sich in einen etwas besseren Zustand befindet: Zwar wieder neben den Gleisen, aber diesmal mit einen teilweise vorhanden Rasen und sogar Toren.
Nach dem Fußballspiel, wurde in der Gruppen mit den Kindern über die Militärdiktatur, die nicht in der Schule gelehrt wird, geredet. Man bearbeitet Fragen, wie “Wofür haben die Leute dort gekämpft?”.

Zum Schluss gab es noch ein Abendessen für alle: Reis mit Brot und sogar eine Torte mit Dulce de Leche, da ein Mädchen aus dem Projekt 15 Jahre alt wurde.

Ich wurde eigentlich recht gut im Projekt aufgenommen, sowohl bei den Betreuern, als auch bei den Kindern.
Ungefähr zehn Kinder wollten von mir Huckepack genommen werden und durch die Luft musste ich auch den ein oder anderen schleudern. Am Ende wollten alle noch mehr habe, obwohl ich total ausgepowert war. Somit habe ich mich einfach zu Boden fallen lassen und alle Kinder sind direkt auf mich gesprungen.
Danach beschimpfte mich ein Kind mit “Tu es feo”, was so viel wie “Du bist hässlich” heißt. Damit wollte es natürlich erreichen, dass ich es vorfolge und durch die Luft wirbele, was ich dann auch getan hab. Am Ende wollten auch die anderen Kinder durch die Luft gewirbelt werden und somit standen ungefähr zehn Kinder um mich herum und schrien zu mir “tu es feo”. Und dann gab es natürlich noch die drei Kids, die ständig versuchten auf meinen Rücken zu hüpfen. Irgendwann haben mich dann die anderen Betreuer “gerettet”.

Und zum Schluss noch ein paar Details zum Projekt:
Der Bus, der gespendet wurde, funktioniert leider nicht. Somit sind keine Ausflüge möglich. Die Infrastruktur im Allgemeinen ist sehr schlecht, beziehungsweise erst gar nicht vorhanden. Wasser wird zum Beispiel von einer “Gastwirtschaft”, die eine Blechhütte an den Bahngleisen ist, geholt. Dort betrinken sich sehr viele Männer schon während des Tages.
Die Projektmitarbeiter sind einigermaßen gut organisiert. Trotzdem läuft alles ein bisschen chaotisch ab. Zum Beispiel kommen die meisten sehr unpünktlich. Alle arbeiten auf freiwilliger Basis und sind mit Herz und Seele bei der Sache. Eigentlich sind immer sechs oder mehr von ihnen da.
Im Sommer kommen bis zu 30 Kinder zum Projekt. Manchmal sind aber auch nur 9 da.
Die Kinder kommen fast alle aus der näheren Gegend des Projektes und haben alle eine Familie.

Nach der Projektarbeit gibt es viele reunions (Treffen), auf denen viel geredet wird, aber nichts dabei herauskommt. Alle Betreuer sind sehr links, so dass es meist zu keiner Entscheidungen kommt.

Im Großen und Ganzen bin ich sehr mit dem Projekt zufrieden

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Ankunft in Buenos Aires

Mittwoch, 20. September 2006

Am Freitag, der 08.09, ging es los auf die wohl größte Reise meines Lebens. Um 18:05 startete mein Flugzeug Frankfurt und nach knapp einer Stunde landete ich auf dem Flughafen Milano Malpensa. Nach einem kurzen Aufenthalt sind alle Argentinienfreiwillige in die Boing 720 gestiegen und wir begaben uns auf eine fast 12.000 Kilometer weite Reise, die am Ende 14 Stunden dauern sollten. Wir flogen auf einer Höhe von 10000 Meter mit einer Geschwindigkeit von fast 800 km/h.
Nach argentinischer Zeit sind wir um 7 Uhr früh gelandet. Da wir eine große Schleife um Buenos Aires flogen, konnten wir die durch Lichter erhellte Stadt und die Wolken, die rot von der aufgehenden Sonne schimmerten, sehen. Ein unvergesslicher Anblick.
Am Flughafen wurden wir dann von den alten Freiwilligen Jan, Felix und Thomas abgeholt. Außerdem waren noch eine Projektmitarbeiterin, Janina, von einen meiner Projekte, „La Viaja Del Anden“, und meine Gastschwester Virgi da.
Wir wurden mit einem riesigen Plakat begrüßt, das besagte: „Willkommen – Ein großer Schritt für euch, ein kleiner für die Menschlichkeit“, das man auf einen Foto sehen kann.
Auf dem anderen Bild sind zu sehen (von links nach rechts): Virgi, Ich, Thomas, Felix, Jens und Jean Paul.